
»Zeitzeugen im Gespräch« – Anita Moeller (Auf allen Vieren in die Freiheit)
Anita Moeller wird in einem Vortrag und anschließendem Gespräch von ihrer Flucht durch den berühmten »Tunnel 29« berichten, durch den sie (damals 22 Jahre alt) zusammen mit ihrem Mann, ihrer damals 18 Monate alten Tochter Astrid und 26 weiteren Menschen am 14. September 1962 in die Freiheit gelangte. Der Tunnel, an dessen Planung und Bau Anita Moellers älterer Bruder Hasso Herschel maßgeblich beteiligt war, führte mit einer Länge von rund 130 Metern vom Keller der Bernauer Straße 78 (Berlin-West) in den Keller der Schönholzer Straße 7 (Berlin-Ost). Zu den Beweggründen für ihre Flucht sagt sie: »Wir waren eingesperrt. Wir konnten weder die Bücher lesen, noch die Musik hören, noch die Filme sehen, die wir wollten. Wir durften nicht verreisen, hatten Angst, eingesperrt zu werden, wenn man die richtigen Sätze zu falschen Menschen sagte. Mein Bruder hatte jahrelang in DDR-Gefängnissen gesessen, nur weil er als Student ein paar Dinge in Ost-Berlin eingekauft und in West-Berlin verkauft hatte. Ich wollte nicht, dass mein Kind in diesem Staat aufwächst«.
Anita Moeller wurde am 18. Februar 1940 in Dresden geboren. Ausgebombt flüchtete die Familie 1945 nach Österreich und kehrte 1948 nach Dresden zurück. 1961 kam Tochter Astrid zur Welt. Nach der Flucht aus der DDR lebte sie von 1963 bis 1967 mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Trier, wo 1967 die zweite Tochter Miriam geboren wurde. Von 1968 bis 1971 lebte die Familie im heutigen Namibia. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland studierte Anita Moeller Architektur an der TU Berlin und arbeitete von 1980 bis 2007 als Szenenbildnerin bei verschiedenen TV-Produktionen. Seit 2007 ist sie im Ruhestand und lebt in Berlin.