Bild
zum Programm
Samstag, 8. November 2025 – 10:00
Badstraße

Unterirdisch in die Freiheit mit Zeitzeugin Eveline Rudolph

Vor Ort
Führung

Seit das SED-Regime im August 1961 die Berliner Mauer errichtete, gab es immer wieder Versuche, durch die städtischen Kanalisationsanlagen oder mittels selbstgegrabener Tunnel die tödlichen Sperranlagen zu unterqueren und so in die Freiheit zu gelangen. Das erste Tunnelprojekt »lief« im Oktober 1961, das letzte scheiterte im Jahre 1982. Insgesamt gab es mehr als 70 tatsächlich begonnene Fluchttunnelvorhaben, von denen jedoch nur 19 erfolgreich waren. Es gab spektakuläre Erfolge, Verrat und bitteres Scheitern. In der Tour erzählen wir nicht nur die Geschichte(n) der Fluchttunnel, auch die Berliner Geisterbahnhöfe und das Absperren der Kanalisation gegen unterirdische Fluchtversuche finden ausgiebig Erwähnung.

Nach der thematischen Einführung in unseren Ausstellungsräumen in der Zivilschutzanlage Blochplatz geht es mit der U-Bahn zur Bernauer Straße, einem Brennpunkt des Mauerbaus und Schwerpunkt im Fluchttunnelbau. Auf einer Streckenlänge von nur 350 Metern wurden die Grenzanlagen hier siebenmal untertunnelt. Nahe diesen authentischen Schauplätzen der Geschichte geht es erneut in den Untergrund. In den historischen Gewölben der ehemaligen Oswald-Berliner-Brauerei berichten wir anhand von Tunnelnachbauten im Originalmaßstab sowohl von verratenen und gescheiterten Tunnelvorhaben als auch über die beiden erfolgreichsten und spektakulärsten Projekte aus der Zeit der Berliner Mauer, den »Tunnel 29« und den »Tunnel 57«. Als Highlight zeigen wir – acht Meter unter der Oberfläche – einen originalen Fluchttunnel von 1970/71. Es handelt sich um den einzigen echten Fluchttunnel, der heute noch zu besichtigen ist.

 

Zum Abschluss wird Eveline Rudolph von ihrer Flucht durch den berühmten »Tunnel 29« berichten, durch den sie im Alter von 21 Jahren zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Horst Schmidt, ihrer einjährigen Tochter Annett sowie 26 weiteren Menschen am 14. September 1962 in die Freiheit gelangte. Der Tunnel, an dessen Planung und Bau der Fluchthelfer Hasso Herschel sowie Eveline Rudolphs späterer Ehemann Joachim Rudolph maßgeblich beteiligt waren, führte mit einer Länge von rund 130 Metern vom Keller der Bernauer Straße 78 (Berlin-West) in den Keller der Schönholzer Straße 7 (Berlin-Ost). Ein wesentlicher Beweggrund für ihre Flucht war, dass ihr Ehemann Horst Schmidt wegen des Mauerbaus am 13. August 1961 sein Studium an der Hochschule der bildenden Künste in West-Berlin nicht fortsetzen konnte – und die Lebensperspektive in der DDR für sich und seine Familie dadurch sehr eingeschränkt war.

Hinweise:

  • Festes, geschlossenes Schuhwerk wird zur Teilnahme vorausgesetzt.
  • Wir empfehlen die Mitnahme warmer Kleidung, da die Innentemperatur auf einem Teil der Tour ganzjährig nur ca. 10°C beträgt.
  • Kinder unter 7 Jahren können an dieser Tour nicht teilnehmen. Die Tour richtet sich von Inhalt und Anspruch an ein erwachsenes Publikum, ab 12. Klasse.
  • Die Anlagen sind aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht barrierefrei.
  • Vor Ort gibt es keine Besuchertoiletten.