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Samstag, 15. November 2025 – 10:00
Badstraße

Tour M Spezial – Unterirdisch in die Freiheit mit Zeitzeuge Burkhart Veigel

Vor Ort
Führung

Seit das SED-Regime im August 1961 die Berliner Mauer errichtete, gab es immer wieder Versuche, durch die städtischen Kanalisationsanlagen oder mittels selbstgegrabener Tunnel die tödlichen Sperranlagen zu unterqueren und so in die Freiheit zu gelangen. Das erste Tunnelprojekt »lief« im Oktober 1961, das letzte scheiterte im Jahre 1982. Insgesamt gab es mehr als 70 tatsächlich begonnene Fluchttunnelvorhaben, von denen jedoch nur 19 erfolgreich waren. Es gab spektakuläre Erfolge, Verrat und bitteres Scheitern. In der Tour erzählen wir nicht nur die Geschichte(n) der Fluchttunnel, auch die Berliner Geisterbahnhöfe und das Absperren der Kanalisation gegen unterirdische Fluchtversuche finden ausgiebig Erwähnung.

Nach dem Besuch der Zivilschutzanlage Blochplatz geht es mit der U-Bahn zur Bernauer Straße, einem Brennpunkt des Mauerbaus und Schwerpunkt im Fluchttunnelbau. Auf einer Streckenlänge von nur 350 Metern wurden die Grenzanlagen hier siebenmal untertunnelt. Nahe diesen authentischen Schauplätzen der Geschichte geht es erneut in den Untergrund. In den historischen Gewölben der ehemaligen Oswald-Berliner-Brauerei berichten wir anhand von Tunnelnachbauten im Originalmaßstab sowohl von verratenen und gescheiterten Tunnelvorhaben als auch über die beiden erfolgreichsten und spektakulärsten Projekte aus der Zeit der Berliner Mauer, den »Tunnel 29« und den »Tunnel 57«. Als Highlight zeigen wir – acht Meter unter der Oberfläche – einen originalen Fluchttunnel von 1970/71. Es handelt sich um den einzigen echten Fluchttunnel, der heute noch zu besichtigen ist.

 

Zum Abschluss wird Burkhart Veigel, einer der erfolgreichsten Fluchthelfer an der Berliner Mauer, von einigen seiner Fluchthilfe-Aktionen berichten, speziell von den Tunneln in der Heidelberger Straße, einem zweiten »Hotspot« von Tunnelgrabungen, von der Kanalisation in der Alten Jakobstraße (Berlin-Kreuzberg) und von seinen Tricktouren mit Pässen und umgebauten Autos. 

Burkhart Veigel wurde am 24. März 1938 in Thüringen geboren, wuchs in Schwaben auf und wurde 1961 Wahlberliner – als Medizinstudent an der Freien Universität Berlin und dann als Fluchthelfer von 1961 bis 1970; in dieser Zeit gelang es ihm, etwa 650 Flüchtlinge in die Freiheit zu bringen. Danach führte er 30 Jahre lang eine orthopädisch-unfallchirurgische Praxis in Stuttgart. Seit 2007 lebt er wieder in Berlin und recherchiert zu den Themen Flucht und Fluchthilfe, die Stasi und ihre Verbrechen, die DDR, der Kalte Krieg und das geteilte